CSD Freiburg

Resümee der CSD-Orga 2015

Resümee der CSD-Orga zum Christopher Street Day 2015 in Freiburg

Bevor wir die Ereignisse zum Freiburger CSD 2015 revue passieren lassen wollen wir uns zuerst einmal bei allen bedanken, die das Spektakel mit uns zusammen ermöglicht haben.

Vielen Dank an alle ehrenamtlichen Helfer*innen; an alle, die vom Malen der Transparente, über das Tragen der Botschaften auf der Parade bis hin zum Schleppen der Stromkabel, Generatoren, Pavillions, Tische, Backstagegetränke und der Schaumkanone beteiligt waren… und allen die den Park mitaufgeräumt haben. Danke an alle die sich tagelang mit der Technik, Strom und Wasser, Verkabelungen, dem Abmischen der Bands und dem Aufbau der Bühne abgemüht haben. Und vielen Dank an die bildenden Künstler*innen und Handwerker*innen die sich mit dem Bau der vielen bunten CSD-Wagen so richtig ins Zeug gelegt haben. Besonderen Dank geht hierbei an die Gestalter*innen des Einhorns und des Wagens der CSD-Orga.

Danke an alle die uns mit Spenden finanziell unterstützt haben und an alle die uns zu minimalen Gebühren mit Veranstaltungstechnik versorgt haben.

Danke an die Behörden der Stadt Freiburg und die VAG für die reibungslose Zusammenarbeit.

Danke an das fantastische und vegane Catering während der Veranstaltungen auf dem Stühlingerkirchplatz.

Danke an alle Clubs und Lokalitäten die uns ihre Veranstaltungsräume für die zahlreichen CSD-Partys zur Verfügung gestellt haben.

Vielen Dank an die CSD-Moderator*innen Gloria Diamond und Victoria Bellatrice Violet.

Danke an alle Redner*innen die sowohl bei den Kundgebungen im Park als auch bei allen CSD-Veranstaltungen über die politischen Belange der LSBTTIQA-Community und auch über ihre eigenen Biografien informiert haben.

Vielen Dank an alle Künstler*innen die uns über alle CSD-Tage mit ihren Performances erfreut und bereichert haben.

Danke an alle Gruppen und Initiativen der queeren Szene die unsere Forderungen mit ihren politischen Veranstaltungen während der beiden CSD-Countdownwochen untermauert und damit der Szene ein Gesicht gegeben haben.

Vielen Dank auch an alle die spontan mitangepackt haben.

…und vielen Dank an alle die wir in dieser Liste eventuell vergessen haben.

Ein ganz herzliches DANKE an euch ALLE.
Der CSD war nur mit euch zusammen möglich.

Wie unsere Dankesliste zeigt wurde der CSD-Freiburg von Vielen getragen und unterstützt. Und dafür sind wir dankbar und darauf sind wir stolz. Weil genau das einen unkommerziellen CSD möglich macht. Weder die Parade noch die Kundgebungen und andere CSD-Veranstaltungen wurden von kommerziellen Werbebannern erdrückt. Wir sind stolz darauf euch, nach bisherigen Berechnungen, auch in diesem Jahr sagen zu können, dass der Freiburger CSD finanziell mit einem leichten plus abgeschlossen hat.

Ein unkommerzieller CSD ist möglich!!!

Für uns stehen Inhalte im Vordergrund. Der CSD war und ist für uns eine politische Veranstaltung. Politische Inhalte, Workshops und Diskussionen, sowie queere Kultur- und Partyveranstaltungen, die Kundgebung und die Demonstration durch die Freiburger Innenstadt stehen im Mittelpunkt unseres Handelns.
Damit haben wir die Linie des vergangenen Jahres erfolgreich fortgeführt. Sowohl die Anzahl der Veranstaltungen, die Anzahl der Partys, die Zahl der Paradewagen sowie die Teilnehmer*innen an der Parade und die Künstler*innen haben sich mehr als verdoppelt.

Zahlen

Die Schätzungen bezüglich der Demoteilnehmer*innen reichen von 3.700 (erste TV-Berichte), über 4.500 (Polizei) bzw. 5.000 (CSD-Orga) bis zu 6.000 Personen (Teilnehmende bzw. Beobachter*innen). Die Anzahl der Zuschauer*innen wird sich in einem noch höheren Rahmen beziffern lassen. Mit Sicherheit waren es tausende Menschen die an diesem Tag für die Rechte von LSBTTIQA auf die Strassen gegangen sind und damit auch international, beispielsweise mit den Aktivist*innen in der Türkei, Solidarität gezeigt haben.

Über 100 Künstler*innen haben, von der bildhaften Gestaltung der Paradewagen bzw. Bühnendeko, Lichtinstallationen auf den Partys, Musik- und Tanzperformances, den CSD 2015 in Freiburg zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht.

Dutzende Ehrenamtliche Helfer*innen haben sowohl die CSD-Countdownwochen als auch das CSD-Wochenende in dieser Form erst ermöglicht.

Hunderte Menschen haben an den Veranstaltungen der CSD-Countdownwochen teilgenommen. Wobei manche Veranstaltungen sehr gut und manche weniger gut besucht waren. Eine Analyse hierzu läuft CSD-intern.

Etwa 15 Ehrenamtliche verschiedenster sexueller Orientierungen bzw. körperlicher Ausprägungen, sozialer und geografischer Herkunft sowie aller Altersstufen haben ein Jahr lang darauf hingearbeitet den CSD-Freiburg in dieser Form möglich zu machen und die queeren Netzwerke weiter auszubauen.

Insgesamt lässt sich sagen, dass der Freiburger CSD von hunderten Menschen getragen wurde, von tausenden unterstützt und noch mehr Menschen in Bewegung gebracht hat.

Awareness

Unser Awarenesskonzept hat auch in diesem Jahr wieder funktioniert. Wir haben uns von euch einen verantwortungsbewussten Umgang mit euch Selbst (Drogenkonzept) und eurer Umwelt (Müllkonzept) gewünscht. Dies bezog sich auch auf den Kosnum von Speisen und Getränken (VEGAN).

Kern unseres Awarenesskonzeptes war, dass wir übergriffiges Verhalten, Homo- und Transfeindlichkeit, sowie jeden Sexismus, Rassismus und Nationalismus auf unseren Veranstaltungen nicht dulden werden. Es wurden hunderte Flyer verteilt auf denen das Awarenesskonzept erklärt war und auf der CSD-Website gab es eine ausführliche Erklärung wie wir uns Awareness vorstellen. Tausende Menschen haben über drei Tage zusammen den CSD gefeiert. Auf dem Awarenesstelefon gab es keine An- bzw. Hilferufe. Insgesamt konnten wir trotz sexuell aufgeheitzter und berauschter Stimmung, vieler Menschen, Schaum und lauter Musik eine äußerst freundliche, friedliche und respektvolle Atmosphäre unter den Beteiligten feststellen. Auch die Rückmeldungen aus den Clubs in denen CSD-Partys stattfanden, war durchweg positiv. Dies bestärkt uns in unseren Bemühungen um ein funktionierendes Awarenesskonzept und ermutigt uns darin genau das weiter auszubauen.

Kritik

Ja, der Freiburger CSD 2015 war VEGAN, wie auch überwiegend schon 2014. Und der CSD Freiburg wird auch vegan bleiben, weil wir damit ein politisches Statement setzen wollen. Ohne die Argumente hier noch mal auftischen zu wollen, bleibt nur eines festzustellen: Ein veganer CSD hat nie jemanden ausgegrenzt und wird dies auch künftig nicht tun, weil möglichst viele Menschen (egal ob Fleischesser*in, Vegetearier*in oder Veganer*in) vegan essen können. Bei der teils doch sehr unsachlichen und persönlichen Kritik stellt sich uns aber doch die Frage, worum es Menschen, die mit vegan nichts anfangen können, eigentlich geht, wenn sie sich tagelang über das Catering eines CSD virtuell auslassen müssen. Es erstaunt uns, dass sich Menschen offensichtlich über zwei Tage die Finger wund schreiben, wenn es um das vegane CSD-Catering geht, und sich diesbezüglich über mangelnde Inhalte bzw. Zusammenhänge beschweren; zugleich aber viele unserer politischen Veranstaltungen im Vorfeld des CSD doch sehr schlecht besucht waren. Insgesamt lässt sich aber auch hier sagen, dass die Entscheidung zu einem veganen Catering bzw. dieser politischen Positionierung des Freiburger CSD richtig und wichtig war. Die Rückmeldungen sowohl virtuell als auch direkt vor Ort während der Veranstaltungen auf dem Stühlingerkirchplatz waren überwiegend positiv. Wir wünschen uns, dass die Ausrichtung des Freiburger CSD auch als Beispiel für andere CSD nützlich bzw. beispielhaft sein kann.

Ja, der Freiburger CSD 2015 war UNKOMMERZIELL, wie auch schon 2014. Wir haben es auch in diesem Jahr geschafft ohne kommerzielles Sponsoring auszukommen und werden dies auch in Zukunft versuchen. Auch hier können wir nur alle anderen CSD ermutigen den sogenannten „gay-washing“-Tendenzen entgegen zu treten und wieder mehr die eigentliche Sache in den Mittelpunkt zu stellen. Der CSD ist keine kommerzielle Werbeveranstaltung, sondern eine politische und das soll auch so bleiben.

Ja, der Freiburger CSD 2015 war ANTIRASSISTISCH und gegen Nationalismus gerichtet, wie auch schon 2014. Forderungen wie beispielsweise die nach einem Bleiberecht für alle Flüchtlinge sind für uns elementar. Wir werden uns auch weiterhin für die Rechte aller Menschen einsetzen.

Ja, der Freiburger CSD 2015 war SOLIDARISCH und mit anderen sozialen Bewegungen vernetzt, wie auch schon 2014. Ausgrenzung und Diskriminierung betrifft Menschen auf vielfältige Weise. Zudem sehen wir die queere Bewegung auch mit anderen sozialen menschenbezogenen Bewegungen, der Tierrechtsbewegung und der ökologischen Bewegung verbunden. Wir erklären uns auch in Zukunft mit emanzipatorischen sozialen Bewegungen solidarisch.

Personenkult lehnen wir ab, weil es nicht um den Bekanntheitsgrad einzelner, sondern um die gemeinsame politische Sache geht. Wir wünschen uns gerade deshalb auch persönliche Befindlichkeiten zugunsten der politischen Inhalte zu prüfen.

Kritik ist wichtig, aber wir haben auch registriert, dass es Versuche gab uns im Endspurt bzw. der heißen Phase der CSD-Organisation das Bein zu stellen, das macht uns wütend. Auch gerade weil es möglich ist Kritik das ganze Jahr über anzubringen. Das politische Konzept bzw. die Ausrichtung des Freiburger CSD ist klar und deutlich und seit über einem Jahr auf unserer Website nachzulesen. Wir werden uns deshalb auch künftig aus Shitstormdebatten im Internet weitest möglich heraushalten.

Kritik ist wichtig, weil sie Prozesse in Gang hält. Über fruchtbare Debatten und konstruktive Vorschläge freuen wir uns immer. Über manche Formen der Kritik bzw. die Art und Weise wie Kritik geäußert wurde waren wir trotzdem überrascht. Es gab Äußerungen wie wir sie aus der queeren Szene nicht erwartet hätten. Dabei wurde teils auf Rhetorik bzw. auf Argumentationslinien zurückgegriffen wie wir sie auch von homo- bzw. transphober Hetze aus dem rechtspopulistischen Lager kennen. Gerade auch deshalb wünschen wir uns von unseren Kritiker*innen etwas mehr Besonnenheit und Reflexion bei der Sprachauswahl. Wir wünschen uns, dass auch die queere Szene weiter geht und über den eigenen queeren Tellerrand hinausschaut und -denkt. Unterdrückungsmechanismen sind nicht losgelöst voneinander zu betrachten. Auch deshalb wünschen wir uns innerhalb der „eigenen“ Reihen mehr Sensibilität für die Belange „anderer“ emanzipatorischer Bewegungen und einen respektvollen Umgang miteinander.

Der CSD Freiburg lebt von seiner offenen Struktur und ist selbstverständlich auch weiterhin für Kritik und Verbesserungsvorschläge offen.
Beteiligt euch.

Der Freiburger CSD ist und bleibt politisch, unkommerziell, antirassistisch, vegan, antihierarchisch, sensibel für die Belange innerhalb der LSBTTIQA-Gemeinschaft und solidarisch mit allen Gruppen der queeren Bewegung sowie mit anderen emanzipatorischen sozialen Bewegungen.

In diesem Sinne bedanken wir uns nochmals ganz herzlich bei allen die uns unterstützt haben.
Damit wir unserer Linie auch weiterhin treu bleiben können, bitten wir euch den Freiburger CSD auch weiterhin zu unterstützen. Spendet bitte, damit der CSD auch weiterhin ein unkommerzielles Projekt bleiben kann.

Kommt zu den offenen Planungstreffen und engagiert euch beim CSD-Verein.
Bringt euch ein und eure Ideen.

Insgesamt haben viel mehr Menschen mit uns als gegen uns gearbeitet und diese Solidarität gibt uns Kraft.

Seit nunmehr zwei Jahren ist der noch junge und vielleicht etwas andere Freiburger CSD eine Erfolgsgeschichte. Diese wollen wir gerne weiterführen… und wir haben gerade erst angefangen.

Euer CSD-Orga-Team
UNITED 2015