CSD Freiburg

Unsere Standpunkte

Gegen Rechtspopulismus, Nationalismus und religiösen Wahn

  • Wir fordern eine Offenlegung und das Ende jeglicher Gewaltanwendung gegen Menschen aufgrund von deren Abweichung von der Heteronorm. Damit verbinden wir auch das konsequente Vorgehen gegen völkische, nationalistische, rechtsextreme und religiöse Propaganda.
  • Wir fordern die Unterstützung von Menschen, die aufgrund ihrer körperlichen Ausprägung oder ihrer sexuellen Neigung fliehen mussten; wir wenden uns entschieden gegen die Verschärfung und Aushöhlung des Asylrechts und forden ein Bleiberecht für alle und das Ende der Residenzpflicht für Flüchtlinge.
  • Wir solidarisieren uns mit allen LSBTTIQA*-Aktiven die von Verfolgung betroffen sind und unterstützen sie in ihren Kämpfen.
  • Wir wenden uns entschieden gegen religiöse und staatliche Unterdrückungsstrukturen wie beispielsweise den sich zunehmend radikalisierenden politischen Islamismus und gegen staatliche Regime bzw Regierungen die diesen begünstigen. Die Machenschaften wie beispielsweise die der türkischen Regierungsclique um Erdogan verurteilen wir aufs schärfste.

Gegen Diskriminierung, Pathologisierung und Gewalt

  • Wir fordern ein sofortiges Ende der Lohndiskriminierung von Frauen* in Deutschland inklusive der Verbreitung sexistischer Rollenbilder und patriarchaler Machtstrukturen und unterstützen den queeren Feminismus.
  • Wir fordern die sofortige und ersatzlose Streichung der Kategorie “Geschlechtsidentitätsstörung” aus dem gängigen Krankheitskatalog ICD und somit ein sofortiges Ende der Transpathologisierung in Deutschland.
  • Wir fordern die sofortige Rehabilitierung und Entschädigung aller nach §175 Verurteilter. (wurde im BT 2017 verabschiedet!!!)
  • Wir fordern die völlige Gleichstellung queerer Lebensgemeinschaften, inklusive des vollen Adoptionsrechts.
  • Wir fordern die Anpassung der Bildungspläne an queere Lebensrealitäten, frei von religiös dominierten, heteronormen und sexistisch geprägten Machtvorstellungen.
  • Wir setzen uns ein für einen gemeinsamen Kampf für die Rechte aller, unabhängig von sozialer, kultureller oder geografischer Herkunft, Fähigkeiten, körperlicher Ausprägung oder sexueller Orientierung.
  • Wir wünschen uns mehr Solidarität innerhalb emanzipatorischer sozialer Bewegungen, weil Diskriminierungsformen miteinander verschränkt sind.

Gegen „Straightacting“, „Homonorm“, Mehrfachdiskriminierung

  • Unsere Forderungen richten sich nicht nur an die Politik und die heteronorme Gesellschaft, sondern auch an die queere bzw. die Gayszene.
  • Wir fordern von den verschiedenen Szenen sexueller Vielfalt, sich als Gemeinschaft zu begreifen. Der Kampf der Lesben ist der Kampf der Schwulen. Schwule Interessen sind nicht losgelöst von Trans*themen zu sehen.
  • Wir fordern alle Lesben, Schwulen, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender, Intersexuelle, Asexuelle und Queere auf die jeweiligen Belange mit Sensibilität zu betrachten und sich miteinander zu solidarisieren. Nur gemeinsam sind wir stark.
  • Wir sprechen uns gegen das besonders in der schwulen Szene zunehmende „Straightacting“ aus. „Straightacting“ ist in unseren Augen eine Tendenz, die Menschen in die Heteronorm zurück drängt ganz nach dem Motto „bloß nicht aus der Norm fallen“. Menschen werden dazu angehalten, möglichst der Norm von Männlichkeit oder Weiblichkeit zu entsprechen. Genau deshalb lehnen wir „Straightacting“ ab.
  • Wir ermutigen alle, mit ihrem Aussehen und ihrem Verhalten die Norm zu sprengen.

Lebt euer Leben und eure Gefühle und nicht die Norm.

  • In diesem Kontext wenden wir uns auch gegen die Normen innerhalb der Szene bzw. die sogenannte „Homonorm“ insbesondere Körpernormen. Beispielsweise müssen Schwule nicht mit Waschbrettbauch, muskelbepackt, ganzkörperrasiert und solariumgebräunt sein. Es gibt mehr als das Muskelpaket, den Bären oder die Tunte. Wir wollen keine Normen oder Schönheitsideale, auch nicht innerhalb der LSBTTIQA*-Szene.
  • Wir fordern ein Ende von szene-interner Diskriminierung. Oft sind auch in szeneinternen sozialen Netzwerken Kommentare zu finden, die bezüglich der Körpernorm beleidigend oder rassistisch sind. Es ist völlig inakzeptabel, wenn Menschen beleidigt werden, weil sie angeblich zu klein, zu groß, zu dick oder zu dünn sind, weil sie dunkle oder helle Haut haben oder weil sie aus einem anderen geografischen oder sozialen Umfeld stammen. Bei vielen Menschen ist somit ihre sexuelle Orientierung nicht der einzige Grund, weshalb sie Ausgrenzung erfahren. Wir fordern deshalb alle auf, sich über Mehrfachdiskriminierung bewusst und dagegen aktiv zu werden.
  • Wir wünschen uns auch und insbesondere von der LSBTTIQA*-Szene eine bewusstere Wahrnehmung von Diskriminierung und den Zusammenhängen von gesellschaftlichen Unterdrückungsmechanismen. Der CSD Freiburg positioniert sich gegen jeden Rassismus, Sexismus, Antisemitismus und alle anderen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit.

Gegen Anonymisierung!!!

Virtuelle soziale Netzwerke haben die LSBTTIQA*-Szene in den vergangenen Jahren stark verändert. Queeres Leben spielt sich zunehmend online ab, was auch dazu geführt hat, dass Kneipen, Bars, Clubs und Buchläden zunehmend weniger besucht werden. Die sozialen Netzwerke machen Dinge wie zum Beispiel Kontaktaufnahme einfacher, tragen aber gleichzeitig zur Vereinsamung und Anonymisierung bei. Sexuell ist fast alles möglich. Diese virtuelle Allgegenwart von Sex führt dazu, dass Sexualität vom Rest des Lebens entkoppelt und damit abgespalten wird. Schnell verfügbarer anonymer Sex steht in krassem Gegensatz dazu, zwar dutzende virtuelle aber keine realen Freund*innen mehr zu haben. Das offene und sichtbare queere Leben tritt zunehmend ins Unsichtbare. Dabei ist gerade unsere Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit so wichtig um auch gesellschaftliche Akzeptanz weiter zu entwickeln. Vorallem die Tatsache, dass sich queeres Leben wieder mehr im Verborgenen abspielt, führt möglicherweise auch dazu, dass Menschen die ihre Liebe öffentlich leben wieder vermehrt Angriffen ausgesetzt sind. Es darf nicht sein, dass Frauen die Hand in Hand gehen mit Pfiffen belegt werden. Es darf nicht sein, dass Männer verprügelt werden wenn sie sich in der Öffentlichkeit küssen. Es darf nicht sein, dass Menschen gejagt werden nur weil ihr Aussehen nicht der Norm entspricht.
Wir fordern alle Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transsexuellen, Transgender, Intersexuellen und Queeren auf, wieder und mehr denn je sichtbar zu werden. Versteckt euch nicht und zieht euch nicht in virtuelle soziale Netzwerke zurück.
Zeigt eure Liebe und lebt euer Leben.
Unser Leben findet nicht nur online, im Verborgenen, an versteckten Ecken oder hinter verschlossenen Türen statt. Unser Leben ist genau so öffentlich oder privat wie das aller anderen Menschen.

Für Solidarität!!!

Wir fordern alle Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transsexuellen, Transgender, Intersexuellen und Queeren auf, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und sich den Belangen anderer emazipatorischer sozialer Bewegungen zu widmen. Wir solidarisieren uns mit allen LSBTTIQA*-Aktiven weltweit, mit allen die kämpfen und mit allen die verfolgt und unterdrückt werden, nur weil ihr Leben nicht der Heteronorm entspricht. Antidiskriminierung beziehen wir nicht nur auf unsere eigenen unmittelbaren Belange und fühlen uns verbunden mit emanzipatorischen sozialen Bewegungen und Gruppen weltweit. Auch deshalb sind Antirassismus (Queer-)Feminismus und Veganismus für uns notwendige politische Statements.

Auf die Strassen!!!

In diesem Sinne sehen wir uns auf den Straßen und in allen anderen Bereichen des Lebens. Wir feiern zusammen, wir lachen, weinen, arbeiten, faulenzen, freuen uns und streiten miteinander.
Die Freiheiten, die LSBTTIQA* heute genießen, sollten selbstverständlich sein, doch sie sind spät und hart erkämpft worden. Jederzeit können sie zurückgenommen werden, wenn rechte, religiöse und völkische Ideen in der Gesellschaft erstarken. Wir wollen es nicht so weit kommen lassen. Lasst uns die erreichten Teilerfolge queerer Emanzipation und die offene Gesellschaft gegen den völkischen Rollback verteidigen!
Alle Menschen die sich gegen Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt einsetzen sind herzlich eingeladen mit uns zu demonstrieren und zu feiern.